Donnerstag, 22. September 2011

Wieso bin ich es nicht?


"Das Problem mit der Liebe ist, dass du nie weißt, wann sie dich erfasst und wer es sein wird. Manchmal da wirst du dir wünschen, dass dir eine Person mehr bedeutet, weil sie lieb, toll und wunderschön ist und du dir keine bessere als Partner vorstellen könntest, aber die Gefühle werden nicht vorhanden sein und du wirst keine erzwingen können. Und manchmal wirst du dann die gegenteilige Version haben. Du wirst jemanden so sehr lieben, dass es weh tun wird zu atmen und dem jemanden bist du dann vielleicht total egal und dein Herz wird gebrochen werden. Aber so ist das. Das ist das, was wir letzten Endes Liebe nennen, die Hoffnung, darauf, das es jemanden dort draußen gibt, der uns das Gefühl gibt, wunderschön und einzigartig zu sein."  

Leise hörten sie den Regen gegen die Fensterscheibe schlagen, als ihre Stimme erstarb. Er schaute sie an und ihr lief eine Gänsehaut über den Rücken, wie immer, wenn er sie so ansah, als würde sie ihm mehr bedeuten, als hätte sie eine Chance. Sie versuchte durch ihn hindurch zu blicken, auf etwas anderes zu achten, aber der Raum, in dem sie eingeschlossen waren, gab nicht viel her. Da waren nur leere Kisten, die sie daran erinnerten, wie leer ihre Zukunft ohne ihn sein würde und ein kaputtes Regal, was ihr bewusst machte, wie vergänglich alles war. Sie wusste, dass dieses Gespräch hier alles ändern würde. Ihre Freundschaft würde wohl kaputt gehen.  
Doch manchmal hofft ein Mensch, obwohl die Chancen gleich Null sind. 

"Warum erzählst du mir das?"

"Weil ich glaube, dass es Dinge gibt, die du verstehen musst. Weil ich glaube, oder nein viel eher hoffe, dass du mich besser verstehen wirst, wenn ich dir das sage."

"Also gerade eben verstehe ich rein garnichts."

"Ich werde dir jetzt etwas über mich erzählen und du wirst mich danach komisch betrachten und hoffen, dass ich das, was ich ausgesprochen habe, nicht ernst meine. Aber du musst es wissen. Oder nein, das ist falsch, ich muss es los werden, damit ich weiter machen kann."

"Ich bin ganz Ohr."

"Weißt du noch, als wir kurz nach meinem Geburtstag zusammen feiern waren und du den ganzen Abend um mich rum warst? Damals hab ich gedacht, dass das bestimmt nur daran lag, dass ich Geburtstag hatte, aber irgendwann hab ich an diesem Abend gemerkt, dass ich wünschte, das es nicht so wäre. Diesen Gedanken hatte ich erfolgreich verdrängt, bis zu dem Abend, wo du mich zum Abschied fast geküsst hättest. Ich weiß nicht, was los war. Ob du betrunken warst oder ich mir nur alles eingebildet hatte, aber plötzlich fing mein Herz in deiner Nähe immer schneller an zu schlagen und jedesmal, wenn du mich angeschaut hast, bekam ich eine Gänsehaut. Dumm, oder? Im Endeffekt wusste ich es schon viel eher, aber wollte es nicht wahrhaben. Der Grund, warum ich dir also anfangs von der Liebe erzählt habe, war der, dass ich gehofft habe, du würdest mich dann besser verstehen. Ich habe mir nicht ausgesucht, mich in dich zu verlieben und ich hätte alles gegeben, mich in jemand anderes zu verlieben. Aber die Liebe sucht sich die Person, die sie erfasst, selbst aus. Ich war nur eins ihrer Opfer."

Sie hörte auf zu reden, weil die Tränen nur so aus ihren Augen strömten und sie sie nicht aufhalten konnte.  Sie hatte es besser gewusst, aber ihr Herz war töricht gewesen. Und sie wusste, er würde dazu nichts sagen, deswegen ergriff sie wieder das Wort.

"Es tut mir Leid. Ich wünschte, ich wäre es. Das Mädchen, dass du irgendwann lieben wirst."

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