Vorgestern Nacht bin ich in mein Auto gestiegen und ziellos umhergefahren. Überall hin und nirgends, bis ich irgendwann meinen Motor ausgeschaltet habe. Mitten auf der Straße vor deinem Haus. Ich hatte nicht vor zu dir zu fahren, aber irgendwie führten alle Wege zu dir. Ich wollte eigentlich klingeln, aber ich hatte Angst vor deiner Reaktion. Ich meine, wir haben uns gerade wieder vertragen, da wäre es vielleicht ratsam erstmal abzuwarten, Distanz zu halten, wieder warten bis wir wir sind, aber das war mir alles so egal. Ich brauchte dich. Wie so oft. Ich weiß, dass ich abhängig von dir bin, aber wer wills mir verübeln, wir sind so eng miteinander aufgewachsen, dass mein Leben ohne dich verdammt leer ist. Was zusammen gehört, gehört zusammen.
Deshalb habe ich letztendlich doch den Ersatzschlüssel genommen. Hätte ich geklingelt, hätte dein Papa mich gekillt. Ich bin den Flur entlang geschlichen und die Treppen rauf in dein Zimmer, dann habe ich die Tür aufgemacht. Ich wusste, sie ist nicht bei dir. Du lässt keine Mädchen bei dir ins Zimmer, wenn du sie nicht mindestens ein halbes Jahr datest. Also habe ich meine Schuhe und die dumme Jeans ausgezogen und hab deine Decke weggenommen. Du hast dich wie vermutet nur umgedreht und irgendwas gemurmelt, während ich mich neben dich gelegt habe. Erst als ich lag und die Augen schon längst zu gemacht habe, merkte ich, wie du wach wurdest. Vielleicht haben dich meine Schluchzer geweckt oder mein blödes Schniefen, aber plötzlich lag dein Arm an meinem Bauch. Du hast dich nicht gewundert, was ich bei dir mache. Wir sind so oft, bei dem jeweils anderen nachts aufgetaucht, dass unsere Eltern morgens immer für einen mehr gedeckt haben. Bloß meistens war das, weil wir nicht allein sein konnten, weil wir so einander gewöhnt waren, dass wir Nachts nicht ohne einander schlafen konnten. Irgendwann sind wir zu alt fürs nachts reinschleichen geworden und ab da galt, wir kommen nur noch mit dem Ersatzschlüssel, wenn wir komplett fertig sind mit der Welt. Du hast meine Hand gehalten vorgestern. Nur das. Mehr brauchte es nicht. Deine
Anwesenheit beruhigte mich so sehr, dass ich keine Angst mehr hatte und als du dich leicht zu mir runter gebeugt hast und meintest, ich solle dir die Decke wiedergeben, ich wär auch so heiß genug, musste ich tatsächlich wieder lachen.
Weißt du eigentlich, wie unglaublich du bist?
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